Schule in Zeiten der Pandemie – ein kurzer Rückblick

S

Dieser Beitrag ist auch auf LinkedIn erschienen.

Die nächste Runde an Corona-Maßnahmen wurde beschlossen und ist auch schon gültig. Vielfach als “Lockdown” bezeichnet, gibt es vor allem Einschränkungen bei Kultur und Gastronomie, Reisen, Freizeit sowie beim Feiern und Kontakten zu anderen Menschen. Der Schulbetrieb soll aber zunächst unverändert beibehalten werden. Einerseits stellen auch Schulen, in denen hunderte Menschen aufeinander treffen, ein erhebliches und nicht wegdiskutierbares Infektionsrisiko dar. Besonders in den Hotspots erleben wir, welche Eigendynamik das Infektionsgeschehen entwickelt und es in den Schulen täglich neue Verdachtsfälle gibt. Andererseits ist vor allem in den frühen Klassen der Kontakt zwischen Schülerinnen und Schülern (folgend als “Schüler” abgekürzt), aber auch zu den Lehrkräften (“Lehrern”) extrem wichtig.

Leider wurde die Atempause im Sommer nicht breitflächig dafür genutzt, um digitale Angebote in ausreichender Form bereit zu stellen und um den Beteiligten heute überhaupt verschiedene Möglichkeiten für alternative Lehr- und Lernformen zur Verfügung zu stellen. Die Lage an den Schulen ist durchaus unterschiedlich. Während einige Schulen die Zeit gekonnt nutzten, heute mit mehreren Plattformen arbeiten und das Lehrer-Schüler-Verhältnis regelrecht neu definiert wird, klappt es bei anderen gar nicht. Oft sind diese Entwicklungen aber nicht das Ergebnis systematischen Vorgehens der Schulträger, sondern sie lassen sich auf die Initiative einzelner engagierter Lehrer zurückführen, die durch die entstehende Überlast (eigenen Unterricht planen/vorbereiten und gleichzeitig die Schule in die Gegenwart holen) regelrecht ausbrennen.

Der digitale Unterricht zu Hause ist auch kein Selbstläufer. Häufig scheitert er alleine schon daran, dass die Voraussetzungen in den Familien nicht gegeben sind. Sei es wegen der fehlenden technischen Ausstattung oder schlicht dem nicht zur Verfügung stehenden Raum zu Hause. Müsste ein Gesamturteil gefällt werden, so wäre die Feststellung, dass der Digitalunterricht nicht funktioniert – aus verschiedenen Gründen, die sich auch nicht alle kurzfristig abstellen lassen.

Wird der Komplex “Bildung durch Distanzlernen” in Deutschland betrachtet, so ist unstrittig, dass die dafür notwendigen Veränderungen dringend angegangen werden müssen. Das “Lied der Digitalisierung”, auch in der Bildung, singen wir als Piratenpartei aber schon lange. Nun müssen wir uns jedoch darauf konzentrieren, was wir akut tun können. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass wir aktuell immer unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie handeln. Die gegenwärtig bestmögliche Lösung wird nie so gut sein können, wie es die optimale Lösung in den Zeiten nach der Pandemie sein kann. Lasst uns einen gemeinsamen Weg finden, wie wir die Zeit der Pandemie gut durchleben, ohne am Ende mit einem Bildungsdesaster dazustehen. Und lasst uns dann diese Erfahrungen als Ausgangspunkt nehmen, um eine Infrastruktur aufzubauen, mit der wir zeitgemäß Bildung und Lernen vermitteln können, in der die Lehrer optimal durch die Mittel des 21. Jahrhunderts unterstützt werden. Mit der wir Lernen zu einer lebenslangen Begleitung des Menschen ausbauen können.

Morgen erscheint der Folgeartikel, was in der aktuellen Situation die beste Vorgehensweise ist, um Lehrer und Schüler zu schützen, und gleichzeitig für den bestmöglichen Lern- und Lehrerfolg zu sorgen.

von Sebastian Alscher